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Nachhaltigkeit & Umwelt

Nachhaltigkeit durch Glück und Garten

Kann Gärtnern eigentlich glücklich machen? Und wenn ja, warum? Ein kleiner Ausflug in die Glücksforschung zeigt, wie einfach es ist, das kleine Glück zu finden - es ist direkt vor deiner Haustür.

Wer mich ein bißchen kennt, der weiß, dass in mir ein kleiner Philo-Hannes steckt. Gestatten – ich bin Hannes, Hobby-Philosoph und Home Gardener, und ich möchte verstehen, warum mich das Gärtnern glücklich macht. 
Wenn ich meine Pflanzen auf der Fensterbank anziehe, Erde zwischen den Fingern spüre oder Kübel und Töpfe für meine Balkonbeete vorbereite, dann verspüre ich eine tiefe Zufriedenheit. Ich werde ruhig, bin im Moment und lasse meine Gedanken treiben. Ein Glückszustand. Es ist genau einer dieser Momente, die mit Geld nicht aufzuwiegen sind. Diesen Zustand gilt es etwas zu besser zu verstehen. 

In der Glücksforschung und Psychologie geht man davon aus, dass sich das persönliche Glück eines Individuums generell aus drei Komponenten zusammensetzt:

1.    Das persönliche Glück ist zum größten Teil mit über 50% genetisch vorbestimmt und ist vererbbar und verändert sich im Laufe des Lebens. Wir kommen also bereits tendenziell glücklich oder unglücklich auf die Welt. 

2.    Die zweite Komponente, die das persönliche Glück zu etwa 10% beeinflusst, sind die äußeren Umstände wie der soziale Status, Wohlstand, Ethnie, Religion, Bildung und soziale Bindungen.

3.    Die letzte Komponente mit einem Anteil von 40% für das persönliche Glück sind zweckbestimmte Aktivitäten, welche als „eigenständige Aktionen oder Aktionen, die sich die Menschen aussuchen konnten“ definiert sind. 

Die dritte Komponente ist aus meiner Sicht damit die wichtigste, denn sie ermöglicht den leichtesten Zugang, das individuelle Glück jeder einzelnen Person zu beeinflussen – nämlich durch eine Aktivität, ein Hobby, eine Tat.

Wenn ich also draußen auf meinem Balkon stehe und meine Hände in die Erde stecke und dabei Glück verspüre, dann erlebe ich dieses Glück durch meine eigene Motivation. Ich habe mich dazu entschieden zu gärtnern und das macht mich glücklich. Diese Motivation ist nicht von außen gesteuert oder getriggert, sondern entsteht aus einer inneren Motivation. Es ist eine sogenannte „intrinsische Motivation“. Es sind zweckbestimmte Aktivitäten, die sich der Mensch aussuchen kann. 

Diese Komponente ist aber nicht nur wichtig, um die Lebenszufriedenheit von Menschen zu beeinflussen, sondern kann auch genutzt werden, um positive Dinge für eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen. Den Grund versuche ich an folgendem Beispiel zu erklären:

Wenn ich etwas kaufe, also einen materiellen Gegenstand, dann erfahre ich auch eine Art Glückgefühl. Dieses ist aber recht vergänglich und kann eher zur 2. Komponente „Äußere Umstände“ gerechnet werden. Prozentual fällt es also kaum ins Gewicht, da es nicht intrinsisch, sondern extrinsisch, also von außen, getriggert wurde. Ganz im Gegensatz dazu steht meine Situation vom Balkongärtnern. Hier erlebe ich die intrinsische Form von Glück und lade mein Glückskonto quasi auf.

Will ich also weitere derartige Glückserlebnisse erleben, muss ich also weiteren zweckbestimmten Aktivitäten nachgehen. „Zweckbestimmt“ kann auch ganz unterschiedliche Facetten haben. Auch wenn ich mir einen Kaffee kaufe, habe ich zunächst nur ein Konsumerlebnis der 2. Kategorie. Ich kaufe mir den Kaffee, genieße ihn und danach ist das Konsumerlebnis vorbei und damit auch das Glücksgefühl. Kaufe ich mir aber in der gleichen Situation einen außergewöhnlich guten Bio-FairTrade-Kaffee und bin mir der Motivation bewusst, dann sieht es schon wieder anders aus. Ich konsumiere den Kaffee aufgrund einer intrinsischen Motivation und erlebe ein Glücksgefühl, was über das zuvor beschriebene hinausgeht.

Durch meine Motivation konsumiere ich wahrscheinlich sehr hochwertigen Kaffee und während ich diesen genieße, weiß ich, dass ich den Bauern dafür gerade fair entlohnt habe und der Kaffee umweltschonend produziert worden ist. Der Kaffee war dementsprechend teurer, aber der Genuss und der verbundene Glücksmoment überwiegen. Mein Glücksmoment hat dadurch einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung geleistet. 
 

Zurück zum Gärtnern. Meine Gärtner-Aktion auf dem Balkon hat gleich auf mehreren Ebenen positive und nachhaltige Effekte. Zunächst hat es einen positiven Effekt auf meine Psyche und ich fühle mich glücklich. Mit dem Ausssäen und Pflanzen auf dem Balkon begrüne ich meine Stadt und helfe mit den Blüten Insekten. Und auf ganz persönlicher Ebene gebe ich mir eine Naturerfahrung, beschäftige mich mit Nahrungspflanzen und erfahre eine Entschleunigung zum Alltag. Und zu guter Letzt lerne ich, wie Pflanzen wachsen und damit ein Stück weit etwas über die ökologische Landwirtschaft. Gärtnern auf meinen Balkon ist also nicht nur nachhaltig in Bezug auf die Natur, sondern ich kann in Analogie zum Kaffee einen Glücksmoment daraus ziehen. Die Motivation wird durch den Glücksmoment getriggert und damit verstärkt.

Diesen Moment kann ich als allumfassend nachhaltig bezeichnen. Denn zum einen wirkt sich die Tätigkeit ökologisch aus und zum anderen gebe ich mir persönlich einen Moment, der sich auf die Psyche positiv und nachhaltig auswirkt. Was lernen wir daraus? Wer gärtnert, macht die Welt ein kleines bisschen besser und sich selber glücklich.

Hast du auch Lust bekommen, mit dem Gärtnern anzufangen? Dann scheue dich nicht und probiere es einfach mal aus! Wir helfen dir dabei, wo wir nur können und stehen dir mit unserem Beratungsservice jederzeit zur Verfügung. Kurze Anleitungen findest du hier

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